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Als ChatGPT Ende November 2022 der Öffentlichkeit kostenlos zugänglich gemacht wurde, konnten die meisten Menschen noch nicht absehen, welche Auswirkungen diese neue Entwicklung im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) haben würde. Die KI bietet fixe Informationen zu zahlreichen Themen, kann Texte in wenigen Sekunden verfassen und wird vielfach sehr positiv wahrgenommen. Nicht umsonst soll künftig ein KI-Copilot in Microsoft 365 Einzug halten, der auf der Technologie von OpenAI basiert. Allerdings geht ChatGPT nicht nur mit Vorteilen einher.
Eine gemeinnützige Forschungsorganisation namens Center for AI and Digital Policy, zu Deutsch etwa „Zentrum für KI und Digitalpolitik“, hat diese Woche bei der Federal Trade Commission (FTC), der US-Behörde für Wettbewerbsrecht und Verbraucherschutz, die Einleitung einer Untersuchung gegen OpenAI beantragt. OpenAI verstoße mit der Markteinführung von GPT-4 gegen US-amerikanisches Handelsrecht, lautet der zentrale Vorwurf. Die Begründung für den Vorwurf und weitere Informationen zum Thema sind Gegenstand dieses Blogeintrags.
Das Center for AI and Digital Policy ist eine gemeinnützige Forschungsorganisation mit Sitz in Washington, D.C., die von einem globalen Netzwerk von KI-Regulierungsexperten und Juristen aus 60 Ländern getragen wird. Für Entscheidungsträger im Bereich der KI-Regulierung (future AI policy leaders) bietet das Policy Center technische Schulungen an. Die Organisation bietet Beratungsdienstleistungen für US-Bundesregierungen und internationale Organisationen an, um Regulierungsentscheidungen im Zusammenhang mit KI und aufkommenden Technologien zu unterstützen.
Die Forschungsorganisation, das Policy Center, hat in einem öffentlich einsehbaren 46-seitigen Dokument die Beamten der Bundesbehörde aufgefordert, die von OpenAI entwickelten generativen KI-Systeme zu untersuchen und gegebenenfalls zu regulieren. Die darin genannte Federal Trade Commission ist eine unabhängige Bundesbehörde mit Sitz in Washington, D.C. Ihre Zuständigkeit geht über die Aufgaben einer Wettbewerbsbehörde hinaus und umfasst auch den Verbraucherschutz in den USA.
Die Behörde handelt gegen einzelne Unternehmen, wenn sie direkte Beschwerden von Konsumenten, Organisationen oder Firmen erhält. Darüber hinaus kann sie auf Anfragen des Kongresses oder nach Veröffentlichungen in den Medien reagieren. Ihr Ziel ist es, ein wettbewerbsorientiertes Marktumfeld zu gewährleisten und unlauteren oder irreführenden wettbewerbswidrigen Praktiken entgegenzuwirken.
Die Verwendung von künstlicher Intelligenz in Produkten wird von der US-Behörde an mehrere Bedingungen geknüpft, darunter Transparenz, Erklärbarkeit, Fairness, ein empirisches Fundament und Nachvollziehbarkeit sowie klare Verantwortlichkeit (responsible accountability). Diese Anforderungen stellen sicher, dass eine Rechenschaftspflicht besteht und im Falle von Schäden eine Haftbarkeit besteht.
Der Beschwerde zufolge erfülle GPT-4 keine dieser Bedingungen, weshalb es an der Zeit sei, dass die Behörde eingreife. Das Policy Center schlägt eine unabhängige Überwachung und Bewertung kommerzieller KI-Produkte vor, die in den USA auf den Markt kommen. Maßnahmen seien notwendig, um Verbraucher, Unternehmen und den Handel insgesamt zu schützen und weitere Veröffentlichungen von KI-Produkten durch OpenAI zu verhindern.
Desinformations- und Manipulationskampagnen, die Verbreitung von konventionellen und unkonventionellen Waffen sowie die Sicherheit im Cyberspace werden als spezifische Gefahren angesehen, die von OpenAI selbst erkannt wurden. Das KI-Unternehmen selbst hat davor gewarnt, dass KI-Systeme ein erhebliches Potenzial für die Verbreitung und Verfestigung von Ideologien, Weltanschauungen, Wahrheiten und Unwahrheiten in sich bergen würden.
Dass OpenAI jegliche Haftung für Folgen und Schäden, die durch den Einsatz seines KI-Systems entstehen, ausschließt, sieht das Policy Center besonders kritisch.
In eine Kette ähnlicher Forderungen reiht sich der Vorstoß des Policy Centers ein. In einem offenen Brief fordern über 1.300 Personen, darunter zahlreiche Professoren und prominente Technologieführer, eine sechsmonatige Zwangspause für die Entwicklung hochleistungsfähiger KI-Modelle. Neben Elon Musk gehört auch Apple-Gründer Steve Wozniak zu den Unterzeichnern. Die Risiken, die von diesen Modellen für die Gesellschaft und die Menschheit ausgehen könnten, seien gravierend.
Die Pause sollte für alle Systeme gelten, die leistungsfähiger als GPT-4 sind, und zur Entwicklung universeller Sicherheitsprotokolle für KI-Systeme genutzt werden. Sollte eine solche Pause nicht schnell genug umgesetzt werden, wäre es Aufgabe der Regierungen, für eine Verzögerung der Entwicklungen im Bereich der KI zu sorgen.
Viele der Funktionen, die bei Microsoft Office Einzug finden sollen, zielen darauf ab, den Komfort zu erhöhen und die Bedienung zu vereinfachen. Während zum Beispiel in Word die KI künftig Texte umformulieren oder zusammenfassen soll, ist für Microsoft Excel eine automatische Erstellung von Formeln per Sprache vorgesehen. Da solche Features nicht der Meinungsbildung dienen und keine Informationsbeschaffung im Mittelpunkt steht, dürften die aktuellen Forderungen keinen Einfluss auf die Einbindung von KI in Microsoft Office haben. Die weiteren Entwicklungen gilt es aber abzuwarten.
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