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Windows ML – was die API für Entwickler auszeichnet

by Daniel Rottländer
Windows ML – praktische KI-Funktionen für Entwickler

Windows ML – praktische KI-Funktionen für Entwickler

Windows ML (Windows Machine Learning) ist Microsofts moderne Schnittstelle, um KI-Funktionen direkt auf dem Windows-Client auszuführen – ohne Umweg über die Cloud. Sie profitieren von einer klaren API, die Modelle im ONNX-Format lokal laufen lässt und dabei unterschiedliche Beschleuniger wie CPU, GPU und NPU berücksichtigt. Für Entwickler heißt das: weniger Paketballast, weniger Hardware-Sonderwege und eine einheitliche Art, Inferenz in Apps zu integrieren. In diesem Beitrag erhalten Sie einen praxisnahen Überblick über Architektur, Voraussetzungen, Performance-Aspekte und typische Einsatzszenarien.

Windows ML in Kürze: Ziel, Rolle und Abgrenzung

Windows ML ist eine API innerhalb des Windows-Ökosystems, die die lokale Ausführung von KI-Modellen in Ihren Anwendungen standardisiert. Statt selbst Laufzeiten und GPU-/NPU-Backends zu bündeln, greift Windows ML systemweit auf ONNX Runtime zu und übernimmt die Verwaltung sogenannter „Execution Provider“ (EPs), die die passende Hardware nutzen. Dadurch wird die Integration von KI-Funktionen robuster und zugleich leichter wartbar – besonders in heterogenen Flotten von x64- und ARM64-Geräten.

Microsoft positioniert Windows Machine Learning als Kernbaustein der Windows-AI-Plattform; es adressiert die Inferenz auf dem Gerät und entlastet Sie von der Verteilung hardwarespezifischer Komponenten. Für Teams ist das attraktiv, weil Entwicklungs- und Pflegeaufwand sinken, während Sie die Kontrolle über Datenschutz, Latenz und Offline-Fähigkeit behalten.

Wichtig dabei: CPU und DirectML sind „inbox“ verfügbar, zusätzliche herstellerspezifische EPs (z. B. NVIDIA TensorRT, Qualcomm QNN, Intel OpenVINO) können – wenn vorhanden – dynamisch hinzugefügt werden, um dedizierte GPU-/NPU-Pfade zu nutzen.

So funktioniert es technisch: ONNX-Modelle und Execution Provider

Die technische Grundlage ist ONNX, ein offenes Austauschformat für Modelle, das aus Frameworks wie PyTorch oder TensorFlow exportiert werden kann. Windows ML bringt eine freigegebene, systemweite ONNX Runtime mit (CPU- und DirectML-EP sind standardmäßig enthalten) und lädt bei Bedarf EPs nach, die die Inferenz auf CPU, GPU oder NPU optimieren. Diese EPs werden „out of band“ von Apps und Betriebssystem aktualisiert und durch Windows ML bei Bedarf automatisch gefunden, geladen und registriert – ohne dass Sie sie in Ihrer App bündeln müssen. Im Betrieb erkennt Windows ML die verfügbaren Recheneinheiten und wählt automatisch die geeignete Ausführung – auf Wunsch mit Richtlinien wie „NPU bevorzugen“, „GPU bevorzugen“ oder „maximale Effizienz“.

Das Ergebnis ist ein „write once, run anywhere“-Ansatz für lokale KI-Funktionen, der Hardwarevielfalt abstrahiert, ohne Sie bei der eigentlichen Modelloptimierung einzuschränken.

Voraussetzungen, Sprachen und Integration in Ihre App

Wenn Sie Windows ML (Windows Machine Learning) einsetzen, sollten Sie die Zielplattform im Blick behalten: Offiziell unterstützt werden Windows-11-Systeme ab Version 24H2 (Build 26100) auf x64 und ARM64. Entwickeln können Sie in C#, C++ oder Python; die Bereitstellung erfolgt über das Windows App SDK, dessen Bootstrapper Windows ML initialisiert und die EP-Verteilung übernimmt. Praktisch heißt das: Sie konzentrieren sich auf das Laden eines ONNX-Modells, die Übergabe der Eingabedaten und das Auslesen der Ergebnisse – die Laufzeit organisiert die passende Ausführungsschicht im Hintergrund.

Da ONNX Runtime systemweit bereitsteht, verkleinern sich Download- und Installationsgrößen Ihrer Anwendung. Gleichzeitig bleibt Ihr Projekt offen für unterschiedliche Modellquellen, weil ONNX gängige Trainingsframeworks über Export-/Konvertierungspfade abdeckt.

Leistung und Hardwarebeschleunigung ohne Vendor-Lock-in

Execution Provider (EPs) sind austauschbare Ausführungsbausteine der ONNX Runtime, die Windows ML verwendet. Sie können sich EPs wie „Treiber“ für KI-Inferenz vorstellen: Jedes EP kennt einen bestimmten Hardwaretyp und weiß, wie es Modell-Operatoren (etwa Faltungen, Matrixmultiplikationen oder Aktivierungen) optimal auf dieser Hardware ausführt. Auf Windows umfasst das typischerweise ein CPU-EP, ein GPU-EP (über DirectML) und – sofern vorhanden – ein NPU-EP für dedizierte KI-Beschleuniger. Beim Start Ihrer App prüft Windows ML die verfügbaren EPs, ordnet Teile des Rechengraphen geeigneten EPs zu und fällt bei Bedarf automatisch auf die CPU zurück. Sie können Prioritäten und Richtlinien setzen, z. B. NPU bevorzugen für Akkulaufzeit oder GPU für maximale Durchsatzrate.

Weil EPs von Windows ML out-of-band bereitgestellt und aktualisiert werden, müssen Sie keine herstellerspezifischen SDKs paketieren und vermeiden Bindung an einzelne Vendoren. Das reduziert Wartung, erhöht Portabilität und erschließt Leistung, die besonders bei Bild-, Audio- und Sprachverarbeitung spürbar ist – mit niedriger Latenz und stabiler Performance über heterogene Geräteflotten hinweg.

Datenschutz, Latenz und Offline-Betrieb: Warum „on-device“ zählt

Lokale Inferenz vermeidet den Versand sensibler Daten an entfernte Dienste. Das ist in regulierten Umgebungen, bei vertraulichen Bildern/Dokumenten oder in Szenarien mit schlechter Konnektivität ein wesentlicher Vorteil. Zudem sinkt die Latenz, weil Anfragen nicht das Netzwerk durchlaufen müssen – relevant etwa für Echtzeit-Erkennung in Kamera-Streams oder latenzkritische User-Interaktionen.

Neben der Sicherheit profitieren Sie von planbaren Betriebskosten, da keine variablen Cloud-Gebühren für Inferenz anfallen. Diese Grundidee – mehr KI auf den Client zu bringen, Bandbreite zu sparen und Verzögerungen zu reduzieren – war schon früh ein Ziel von Windows ML und gewinnt mit der breiten Verfügbarkeit von GPUs und NPUs im PC weiter an Bedeutung.

Einstieg und Best Practices für Ihren Entwicklungsworkflow

Praktisch starten Sie mit einem trainierten Modell und konvertieren es nach ONNX. Hilfreich sind dabei das AI Toolkit für Visual Studio Code sowie die ONNX-Runtime-Tutorials, die Export- und Optimierungsschritte erläutern. In Ihrer App laden Sie das ONNX-Modell, definieren Ein-/Ausgabe-Tensors und übergeben die Daten an die Windows-ML-API. Planen Sie Tests über verschiedene Hardwareprofile hinweg ein und setzen Sie sinnvolle Fallbacks (z. B. CPU), falls eine gewünschte Hardware kurzfristig nicht verfügbar ist. Achten Sie auf Batch-Größen, Quantisierung und Operator-Kompatibilität, um die Vorteile der EPs voll zu nutzen.

Für den Produktivbetrieb empfiehlt sich, Modell- und EP-Updates getrennt vom App-Release zu betrachten – genau das ermöglicht Windows ML mit seiner dynamischen Bereitstellung.

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